Topo-Eckdaten
Mallorca, die vergessene Kletterinsel
Dass man auf Malle richtig feiern kann, ist durchaus bekannt. Dass man dort aber auch herrliche Radtouren unternehmen kann, wissen meist nur die Insider. Auch Wandern in den Bergen wird immer beliebter. Doch nur wenige Sportkletterer wissen, dass auf Mallorca in den neunziger Jahren der erste große Sportkletterboom auf einer Mittelmeer Insel eingesetzt hat. Spanische und französische Protagonisten entdeckten die schier unbegrenzten Möglichkeiten an den herrlichen Felsformationen und begannen nach und nach Routen einzubohren. Der Klettertourismus fing sofort an zu wachsen. Doch so schnell wie er aufblühte, so schnell war er auch wieder vorbei. Denn die Szene zog weiter in andere Länder und suchte neue Gebiete. Der Sportkletter-Reisetourismus in der Mittelmeer Region wurde aber hier geboren.
In den Klettergebieten Mallorcas kehrte schnell die Ruhe wieder ein. Wege zu den Felsen wucherten zu und die Sicherungshaken aus billigem Stahl rosteten in unvorstellbarer Geschwindigkeit vor sich hin. Niemand kümmerte sich um den weiteren Erhalt der schönen Fels Sektoren. Erst in den letzten Jahren begann man die vergessenen Diamanten wiederzuentdecken und neu aufzupolieren.
GEBIETSINFOS
Gebiet:
Mallorca – Spanische Ferieninsel
Sportklettergebiete:
35, ohne „Deep Water Soloing“
Routen:
Rund 1500, ohne „Deep Water Soloing“
Länge:
Meist Einseillängenrouten von 15 bis 40 Meter Länge.
Im Gebiet „Sa Gubia“ gibt es alpine Mehrseillängenrouten bis zu 200 Meter Länge.
Auch in Alaro wurde im Jahr 2014 eine sehr anspruchsvolle Mehrseillängenroute eröffnet. Das Video dazu findest du unten.
Schwierigkeitsgrad:
4a – 8c+
Charakteristik:
Wasser zerfressener Kalkfels in allen Variationsformen. Von Plattenkletterei, steiler Wandkletterei, Sinterkletterei, Überhangkletterei im Ausdauer- wie auch Boulderbereich, sowie Deep Water Soloing ist alles zu haben.
Absicherung:
Größtenteils 10mm Schwerlastanker und Klebehaken.
Leider wurden in der ersten Erschließungsphase mehrheitlich „billige“ Bohrhaken (eloxiert/verzinkt) verwendet. Die salzhaltige Luft hat dem Stahl schwer zugesetzt und Rost gebildet. Bei meiner Sanierung div. Routen stellte ich jedoch fest, dass die meisten Haken außen schlimmer aussehen als der innere Zustand war. Zum Glück!
Ab 2010 hat man sinnvollerweise in einigen Gebieten mit der Erneuerung von Zwischen- und Umlenkhaken begonnen. Doch leider nur spärlich, sodass viele Routen einfach nicht mehr geklettert werden konnten. Wegen des Nichtvorhandensein einer großen Einheimischen-Kletterszene bzw. Kletterverein mit finanziellem Background war das auch nicht anders zu erwarten.
Update 2017:
Als ich 2017 erneut auf die Insel kam, war die Überraschung positiv. Es gab neue Gebiete und viele sanierte Routen. Seit dieser Zeit wird das Kletter-Potential von Jahr zu Jahr größer.
Update 2019–2022:
Siehe PDF oben.
Reiseinfos:
Im Internet findet man während der Nebensaison im Oktober/November und März/April äußerst günstige „all-inclusive“ Angebote mit Flug und Hotel. Wer kann, sollte „azyklisch“ fliegen. D. h. unter der Woche anreisen und unter der Woche abreisen. Ein Internet-Check bietet dazu die Möglichkeiten, von zu Hause aus zu planen.
Beste Zeit zum Klettern:
Auf Mallorca kann das ganze Jahr über geklettert werden. Es gibt Felsen in allen Expositionen. Im Winter kann es in der Bergen recht frisch werden, im Sommer an der Küste sehr heiß. Nach meiner Erfahrung ist die Zeit zwischen Anfang März und Anfang Mai, sowie Ende September bis Anfang Dezember hervorragend geeignet, um bei angenehmen Temperaturen zu klettern.
In welcher Region sollte man sich einmieten?
Die Insel ist relativ klein und verkehrstechnisch gut erschlossen, sodass man mit dem Auto nicht länger als eine Stunde zu den weitesten Klettergebieten fährt. Wer sich dem „Halligalli“ Rummel von Palma de Mallorca etwas entziehen möchte, dem sei der Süden oder der Norden der Insel als Standpunkt empfohlen. Die Hotels sind meist sehr gut geführt und bieten jeglichen Komfort. Wir waren des Öfteren in Peguera.
Mietauto:
Ohne Mietauto kommt man nicht zu den Klettergebieten, die auf der ganzen Insel verstreut sind. Wer im Internet nach guten Angeboten sucht, kommt billiger weg als beim Reiseveranstalter. Mehrheitlich liegen die Vermietungsbüros in unmittelbarer Nähe des Flughafens, sodass man sofort nach der Landung sein Auto in Empfang nehmen kann.
Wo das Auto am Flughafen in München abstellen?
Wiederum im Internet findet man relativ günstige Angebote für Langzeitparkplätze rund um den Flughafen. Einfach auf Google „Parkplatz München Flughafen“ eingeben und günstige Anbieter vergleichen. Der Shuttle-Service vom Parkplatz zum Flughafen und nach dem Urlaub zurück, ist inklusive. Noch besser ist „Rail and Fly“ (Zug zum Flug).
Günstige Flüge gibt es auch von kleineren Flughäfen in Deutschland!
Sind die Klettergebiete kindertauglich?
In einigen Klettergebieten kann man sich ohne weiteres auch mit kleinen Kindern (Kindergartenalter) aufhalten.
Gerade „Cala Magraner“ und „Tijuana“ bieten sich hierfür besonders an.
Schwierigkeitsgrade:
In mehr als 35 Klettergebieten (ohne Deep Water Soloing) gibt es Routen von 4a bis 8c+.
Bewertung:
Bei den Schwierigkeitsangaben sollte man nicht überrascht sein, wenn manche Routen eher streng bewertet sind.
Hakenabstände:
Die Hakenabstände sind meist o.k. und betragen zwischen zwei und drei Meter. Bin aber auch schon Routen geklettert, bei denen man von „Runout“ sprechen kann. Das ist aber eher die Ausnahme.
Gibt es auch Mehrseillängenrouten?
Nicht sehr viele, doch die wenigen im Gebiet von „Sa Gubia“ sind absolut empfehlenswert.
Potenzial für Neutouren gäbe es genügend auf der ganzen Insel.
Gibt es auf Mallorca Campingplätze?
Ich habe noch keinen entdeckt.
Gibt es auf Mallorca Ferienwohnungen?
Ja, auf jeden Fall. Einfach auf „booking.com“ oder „Airbnb“ schauen und einen günstigen Flug dazu buchen. Man sollte aber genau nachrechnen, ob sich der Aufwand mit Einkaufen, Kochen, Abspülen usw. lohnt. Im Hotel mit Halbpension muss man sich um gar nichts kümmern. Der Preisunterschied ist oftmals gering.
Gibt es einen guten Kletterführer?
Der aktuelle Kletterführer von MALLORCA ist 2025 erschienen.
Er wurde von Alan James und Mark Glaister erarbeitet und ist im Rockfax –Verlag erschienen.
Diesen Führer kann man problemlos über das Internet beziehen.
Stimmt es, dass viele der Bohrhaken stark verrostet sind?
Ja, das ist leider der Fall. Die salzhaltige Luft hat den herkömmlichen Schwerlastankern erheblich zugesetzt, sodass man in div. Routen teilweise nur noch schwarze „Rostklumpen“ erkennen kann. Bedauerlicherweise ist die Kletterszene in Mallorca sehr klein. Einen Kletterverein, der sich um Gebietserschließungen und deren Erhaltung kümmert, gibt es wahrscheinlich nicht. Trotzdem wurde in den letzten Jahren mehr und mehr aus Privatinitiative mit Edelstahlhaken saniert. Auch ich hatte schon zweimal die Bohrmaschine mit im Gepäck, um einige der „Traumrouten“ wieder salonfähig zu machen. Seit Ende des ersten „Mallorca-Kletteransturmes“ in den neunziger Jahren, schlummern viele schöne Routen in einem Dornröschenschlaf und rosten leider vor sich hin…
Update 2017 – 2022
Wie schon zuvor beschrieben hat sich in den letzten Jahren in Bezug auf Hakenerneuerung und Neuerschließung sehr viel Positives getan. HIER der Bericht und das Video vom Spanischen Alpenverein zur Sanierung mit Titan-Haken.
Gibt es noch Potenzial für Neuerschließungen?
Ja, es gibt eine fast unzählbare Anzahl von Felsgebieten, die noch völlig unberührt sind. Gerade das Gebiet um Alora ist nur teilweise erschlossen. Wände mit einem halben Kilometer Ausdehnung und einer Höhe über hundert Meter sind schon von Weitem zu erkenne
Wichtig zu wissen:
Viele Felsgebiete oder der Zugang liegt auf Privatgrund.
Tipp:
Ein bis zwei Hakenlaschen und Edelstahlmuttern (10 mm) incl. einem kleinen Schraubenschlüssel im Rucksack können nicht schaden. Hatte schon erlebt, dass vereinzelt eine Bohrhakenlasche fehlt bzw. locker ist. Die Länge des Kletterseils sollte mind. 70 Meter betragen. In diversen Gebieten gibt es schöne Routen, bei denen man zwei Seillängen zusammenhängen kann.
Aktuelle Zusatzinformationen zum Rockfax Kletterführer findest du im PDF-Anhang.
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