Die großen Wände an der Trettachspitze

Verwitterter Hauptdolomit Fels

Leider können die Gipfel der zentralen Allgäuer Alpen nur sehr wenig lohnende Kletterrouten bieten. Zu verwittert und brüchig ist schwarze Hauptdolomit Fels. Doch mit dem Gespür für griffiges Gestein, ist es dennoch möglich, manch empfehlenswerte Freiklettertour in den „Edelweiß Bergen“ zu kreieren.

Trettach Ostwand

Auf der Suche nach Neuland eröffnete ich in den letzten Jahren ein paar interessante Kletterwege durch die großen Wände rund um Oberstdorf. Eine der herausragendsten und längsten Routen, die ich mit verschiedenen Partner einrichten konnte, führt durch die Trettach Ostwand. Es ist keine direkte Erstbegehung, vielmehr ein Erinnerungsweg an vergangene Zeiten. Die schwierigsten Seillängen des „Orientexpress“ verlaufen bewusst auf der Traditionslinie von Hans Lobenhoffer aus dem Jahre 1934. Er kletterte damals mit hervorragendem Können, aber auch sehr hohem Risiko direkt durch die versteckte Steilwand. Seine „Gerade Ostwand“ galt bis in die 1980er Jahre als Meilenstein Allgäuer Klettergeschichte. Später verursachten diverse Felsausbrüche im unteren Wandteil ein unkalkulierbares Gefahrenpotential durch einsturzbereite Felsblöcke.

Trettach Westwand

Die Westwand, genau gegenüber, weist sicherlich den besten Fels an der Trettach auf. Hier legte der Oberstdorfer Bergführer Matthias Robl in den 1990er Jahren eine fantastische Ausdauerroute durch die steile Mauer. Der Sicherheitsmakel unsachgemäß gesetzter Bohrhaken wurde im Sommer 2017 durch Klaus Noichl und mich behoben. Nun ist „Spiel der Geister“ vollständig saniert und garantiert eine genussvolle Henkelparade.

Trettach Nordwand

Die Nordwand ist die kürzeste der drei großen Wände am „Allgäuer Matterhorn“. Sie ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Der obere, schrofige Wandbereich stützt sich auf einen ungewöhnlich steilen und kompakten Felssockel, durch dessen ein schnurgerader Spalt verläuft.  Das war Matthias Robl vor 25 Jahren schon aufgefallen. Er eröffnete eine Route mit Einbindung der handbreiten Riss-Spur. Leider war der Zustieg dorthin sehr kompliziert und der Weiterweg Richtung Gipfel extrem brüchig. Wiederholungen des „Nordriss“ gab es in 25 Jahren so gut wie keine.

Im Sommer 2016 und 2017 nahm ich mich der „verwaisten Route“ an und begradigte sie. Im Anschluss wurde der Fels gesäubert und alle absturzbereiten Felsbrocken ins Geröllkar befördert. Diese aufwändige und nicht sehr angenehme Arbeit bin ich den Wiederholern meiner Routen schuldig, ganz einfach um Unfälle zu vermeiden. Jetzt passt der „Direkte Nordiss“ als logische Verlängerung hervorragend zu „Spiel der Geister“ und wird nun sicherlich öfters wiederholt.

Trettach Südwand

Die Südwand weist an keiner Stelle wirklich guten Fels auf, weswegen von einer Durchsteigung aus klettertechnischer Sicht eher abgeraten werden muss.

Trettach Trilogie

Der letzte Schritt meiner Erstbegehungs- und Sanierungsarbeit an der Trettachspitze war die Aneinanderreihung der drei vorgestellten Routen innerhalb eines Tages. Wegen der zeitlich nicht zu unterschätzenden Zustiege zur Ost- und Westwand, musste ich meinen Plan mehrfach anpassen.

Am 2. August 2017 startete ich mit dem Oberstdorfer Klaus Noichl die „Trettach Trilogie“. Trotz Wetterumschwung, konnten wir bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt und einer herannahenden Regenstörung unser letztes Projekt an der Trettachspitze glücklich und zufrieden vollenden.

Ein schöner und sicherer Klettertag

Jetzt wünsche ich allen Routen Aspiranten unvergessliche Kletterstunden am „Allgäuer Matterhorn“ und hoffe, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Bedanken möchte ich mich natürlich auch bei meinen zwei Mitstreitern Klaus Noichl und Martin Hehle, ohne die das oben beschriebene Routenwerk nicht zustande gekommen wäre. Die Edelstahlbohrhaken wurden vom DAV-Oberstdorf finanziert. Dafür herzlichen Dank.